Vertrauen, Remote Work, Fehlerkultur, Generation Z
Die Zukunft der Credit Suisse hat die Schlagzeilen der letzten Tage beherrscht und damit einmal mehr deutlich gemacht, wie elementar Vertrauen ist und wie schnell und radikal es zerstört werden kann. Das aktuelle Edelman Trust Barometer 2023 zeigt auf, dass das gegenseitige Vertrauen weltweit einen immer schwereren Stand hat – einzig das Vertrauen in den eigenen Arbeitgeber scheint halbwegs stabil zu sein.
Von Vertrauensforscherinnen wie Antoinette Weibel haben wir schon seit Jahren gehört, dass Vertrauen nur entstehen kann, wenn die Beteiligten bereit sind sich verletzlich zu machen. Das ist im Verhältnis von Arbeitnehmern gegenüber ihren Arbeitgebern mehr oder weniger vorgegeben. Aber in dem Mass, wie bei den meisten anderen Institutionen der prägende moralische Einfluss schwindet, schwindet auch die empfundene Notwendigkeit sich ihnen gegenüber verletzlich zu machen.
Gleichzeitig diskutieren wir derzeit gesellschaftlich vor allem über Knappheit von Ressourcen und über notwendige Einschränkungen, die uns alle angehen. Ich nehme an, dass das generell die Bereitschaft senkt, persönliche Vertrauensrisiken einzugehen und sich dabei verletzlich zu machen, weil die Verletzlichen Gefahr laufen, bei der Verteilung der knappen Ressourcen schlechter abzuschneiden.
Ich frage mich, wie wir es schaffen können, Vertrauen wieder zu einem allgemeinen Ziel zu machen. Die Arbeitgeber und damit auch die HR-Bereiche könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Sie könnten das Vertrauenskapital, das ihnen gemäss dem Edelman Barometer immer noch zugeschrieben wird, weiterentwickeln und ausbauen. Gleichzeitig könnten sie ihre Verantwortung als Teil der Gesellschaft stärker wahrnehmen. Dass es «Political CEOs» braucht, wie es Martin Spilker in seinem Xing Artikel beschreibt, glaube ich nicht, aber die Zeit von Milton Friedman’s «The Business of Business is Business» ist vorbei und muss erweitert werden zu «The Business of Business is Business within and for the Society».
Konkret könnte das zu einer sehr viel engeren Kooperation, wenn nicht Fusion, der Bereich «People Management» und «Communications» führen, auch gefördert durch die Diskussionen in der öffentlichen Verarbeitung des Falls Credit Suisse, die uns noch bevorstehen. Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickelt. Kurzfristig gilt es erst einmal, dort, wo es sinnvoll und notwendig ist, zu helfen, damit die Mitarbeitenden der Credit Suisse, die von den Folgen der Krise persönlich betroffen sind und keine Mitschuld tragen, ein berufliche Perspektive haben.
Viel Inspiration beim Lesen
Vertrauen
Neue Spielregeln in der Wirtschaft: Brauchen Unternehmen künftig einen Political CEO?
Ein spannender Artikel von Martin Spilker, Direktor des Kompetenzzentrums „Führung und Unternehmenskultur“ der Bertelsmann Stiftung. Er beschreibt die veränderten Bedingungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik durch die neuen ökologischen und politischen Initiativen und die durch die Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine.
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Wie wir Vertrauen gewinnen – und verhindern, misstrauisch zu werden
Die Zusammenfassung eines sehr interessanten Interviews mit dem Neurowissenschaftler und Psychologen Prof. Dr. Niels Birbaumer zum Thema Vertrauen
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Remote Work
Hybrid-flexibles Arbeiten bringt beste Leistung
Eine aktuelle Studie zeiget das Vorgehen auf, mit dem man hybrid-flexibles Arbeiten erfolgreich einführen und gestalten kann. Es kommt – nicht überraschend auch hier auf eine konsequente Menschenorientierung an.
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Rezension: Zwischen Homeoffice und Selbstfindung – Neue Zeiten braucht neue Wege
Jetzt hat sich auch Reinhard Sprenger mit dem Thema «New Work» beschäftigt und es in die neue Auflage seines Standardwerks «Radikal führen» integriert. Er sieht einen enormen Veränderungsbedarf hin zu einer agileren, vertrauensbasierten Führung. Mit dem mobilen Arbeiten kann er sich allerdings immer noch nicht anfreunden.
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Fehlerkultur
Wabi-sabi – die ungewöhnliche Philosophie, durch die Japan die Welt versteht
Es muss nicht immer alles perfekt sein. Die japanische Philosophie des Wabi-sabi stellt wichtige Fragen, die zum Nachdenken über unseren Hang zur Fehlerlosigkeit anregen.
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Generation Z